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Der Weinbau ist im Tessin seit Jahrtausenden tief verankert, eine qualitative Entwicklung beginnt jedoch erst im frühen 20. Jahrhundert mit der Einbürgerung einer neuen Traubensorte. Von den ehemals grossen Rebbeständen blieb nach der Reblaus-Katastrophe wenig über, und so mussten die Tessiner Weinbauern neue Wege einschlagen. Versuchsweise wurden 1906 aus dem Bordeaux stammende Merlot-Reben gesetzt. Das Ergebnis war so vielversprechend, dass ab sofort per Dekret Merlot die neue «offizielle» Rebsorte des Tessins wurde und blieb. In den 1980ern initiierze eine neue Winzergeneration nochmals einen gewaltigen Qualitätsschub, der internationale Aufmerksamkeit erregte.
Heute sind von den ca. 1‘000 ha Rebfläche über 80% mit Merlot bestockt, aber auch Cabernet, Gamaret, Pinot und Bondola sind zu finden. Bei den weissen Sorten sind es vor allem Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier und Kerner.
Weinbau ist in der Tessiner Bevölkerung stark verwurzelt. Knapp 4‘000 Rebbesitzer bewirtschaften kleine bis kleinste, oft steile Parzellen von Chiasso bis zum Gotthard. Alle, die nicht selbst vinifizieren verkaufen die Ernte an Kooperativen oder stehen bei den zirka 30 Selbstkelterern unter Vertrag.
Die vielstrapazierte Bezeichnung «Sonnenstube der Schweiz» trifft für den Weinbau nur bedingt zu, denn den 2‘200 Sonnenstunden pro Jahr stehen ebenfalls rekordverdächtigen 1‘800 mm Niederschläge und regelmässiger Hagelschlag gegenüber.
Der Monte Ceneri, in 554 Meter hoher Passübergang, teilt den Kanton in zwei grosse Weinbau Regionen:
Das nördliche SOPRACENERI mit den 4 Subregionen Tre Valli (Leventina, Blenio & Riviera), Bellinzonese, Locarnese und Valle Maggia. Das Klima in dieser voralpinen Region ist etwas rauer als im Süden und die steinigen, kargen Granit- und Gneisböden haben einen geringen Kalkanteil.
Südlich des Ceneri beginnt das SOTTOCENERI mit den Subregionen Malcantone, Mendrisiotto und Luganese. Die Landschaftsformen werden hier merklich sanfter, das Klima wärmer und die ton- und kalkreichen Böden tiefer.
Die dritte Region, das VAL MESOLCINA oder MISOX südlich des San Bernadinos gehört politisch zum Kanton Graubünden. Da die 28 ha Rebfläche weinbautechnisch aber viel mehr Ähnlichkeit mit dem südlichen Nachbarn zeigt, können die 8 Gemeinden in denen Weinbau betrieben wird zwischen der DOC Tessin (Rosso del Ticino DOC, Bianco del Ticino DOC, Rosato del Ticino DOC) und der DOC Grigioni Mesolcina wählen.